14
Mrz
2007

Das libanesische Problem

Seit mehr als drei Jahren beschäftigen sich die Ermittler einer Spezialabteilung der Berliner Staatsanwaltschaft mit den kriminellen Karrieren junger Täter. Es sind, von Ausnahmen abgesehen, männliche Jugendliche, die immer wieder auffallen - trotz sinkender Jugendkriminalität. Sie werden immer brutaler, mit den erzieherischen Maßnahmen, die das Jugendstrafrecht vorsieht, sind sie offensichtlich nur selten zu beeindrucken. Zwischen siebzig und achtzig Prozent dieser Jungen sind in Migrantenfamilien aufgewachsen, fast immer sind ihre Schulkarrieren katastrophal verlaufen, die Eltern für staatliche Hilfe unerreichbar und die jungen Schläger, Dealer, Räuber voller Verachtung für deutsche Institutionen, ob Polizei, Schule, Gericht (siehe: Hilflos: Kapitulieren wir vor kriminellen Kindern?).

Am auffälligsten unter diesen Tätern sind die arabisch-libanesischen Jugendlichen: Mit oder ohne deutschen Pass stellen sie inzwischen 44 Prozent der sogenannten Intensivtäter. [...]

Obwohl diese beunruhigenden Fakten nicht nur Staatsanwälten, Richtern und Kriminalisten auffallen müssten, kreist die Debatte über Integration und Desintegration stets nur um die ewig gleichen Punkte, wird früher Kindergartenbesuch empfohlen und ein Sprachkurs oder die Abschaffung der Hauptschule, ein Boxtraining oder „Freizeitarrest“, was immer das sei. [...]

Der Clan und die Religion seien bestimmend, die Familien größer als im Libanon - sieben Kinder sind Durchschnitt, fünfzehn keine Seltenheit. Es herrsche eine gewalttätige Erziehung, die man in Europa längst nicht mehr kennt, die aber entscheidend ist, um Vorstellungen von Macht und Respekt auszuprägen. Die Frauen dürfen nicht arbeiten. Das Familienoberhaupt ist Alleinherrscher, so Ghadban, auch wenn nicht er, sondern das Sozialamt die Familien ernährt. Bildung ist kein Wert. [...]

Islamistische Vereine haben diese Gemeinschaft längst in der Hand, und die Männer befestigen ihre Herrschaft immer mehr mit dem Islam. In den Koranschulen lernen die Kinder ihre Muttersprache Arabisch und alles, was der Imam für richtig hält. Das Wertesystem wird von der Scharia diktiert, nicht vom Grundgesetz. [...]

Die Eskalation von Jugendgewalt gerade aus dieser Migrantengruppe wird zwar wahrgenommen, aber niemand trete diesem Hass auf Ungläubige und den immer häufigeren aggressiven Übergriffen so entgegen, wie man es sonst bei Diskriminierung oder Rassismus tut. Das, sagt Ghadban, verfestigt diese Parallelgesellschaft noch einmal. Integrationsdefizite werden von ihr mit einem Überlegenheitsgefühl, das sich aus dem Islam speist, gerechtfertigt.

Wenn man die Sippenverhältnisse nicht aufbreche, werde sich nichts ändern. Sozialarbeit im herkömmlichen Sinne sei hier längst an ihre Grenzen gestoßen. Es könne nicht sein, dass Tausende Kinder Angst haben, zur Schule zu gehen, weil sie „abgezogen“ werden könnten, beschimpft, verprügelt. Die Gewalttäter müssen aus ihrem Milieu geholt, Erwachsene zur Arbeit verpflichtet werden; sie sollen wie jeder Bürger selbst für den Lebensunterhalt sorgen. Gelingt es, die Schulen zu stärken, könnten Familien nicht länger gegen sie arbeiten: Ghadban fordert Ganztagsschulen und ein Verbot, emanzipatorische Erziehungskonzepte im Namen der Religion zu unterlaufen.

Regina Mönch - FAZ.net

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